Dies ist eine Sammlung von Kriegsberichten aus dem Soviet-Polen-Krieg, des russisch-jüdischen Autors.

Isaak Babel schildert darin einzelne Geschichten, wie Tagebucheinträge. Er geht nie in technische Details, vielmehr sind seine Geschichten direkt aus dem Leben gegriffen. Sie sind unspektakulär genug, um real zu sein und zu ergreifend, als dass sie sich jemand hätte ausdenken können.

In seiner blumigen, metaphernschwitzenden Sprache wirkt Babels Werk expressionistisch, einnehmend. Und daraus sticht immer wieder die nackte, stumpfe, unbewertete Wahrheit unerwartet hervor und trifft den Leser genau ins Herz.
Mit einem ausnehmenden Talent zum Beobachten gibt er unbewertet und unmoralistisch die Geschichten der hungrigen Soldaten, der verzweifelt-stolzen Offiziere, der vom Schicksal gematerten Frauen wieder. Es gibt dort keine Guten und keine Bösen. Die Menschen seiner Geschichten leiden alle gleichsam, wie sie andere leiden machen.

Die erste Geschichte wird meinen Kopf niemals verlassen. Babel beschreibt, wie er mit zwei Juden und einer schwangeren Frau auf einem Zimmer in einem Dorf unterkam. Die Leute waren von Armut geprägt. Mitten in der Nacht weckte ihn die schwangere Jüdin, mit den Worten: „Panie, Sie schreien im Schlaf und wälzen sich herum. Ich mache Ihnen das Bett in der anderen Ecke, Sie stoßen meinen Papa.“
Weiter schreibt er:

‚Sie hebt die mageren Beine und den runden Bauch vom Fußboden und zieht dem Schlafenden die Decke weg. Da liegt ein toter alter Mann, auf den Rücken geworfen. Die Kehle herausgerissen, das Gesicht in zwei Hälften zerhackt, blaues Blut liegt in seinem Bart, wie ein Stück Blei.
– Panie, – sagt die Jüdin und schüttelt das Federbett auf, – die Polen haben ihn abgeschlachtet, dabei hat er sie angefleht: tötet mich auf dem Hinterhof, damit meine Tochter nicht sieht, wie ich sterbe. Aber sie haben es sich bequem gemacht, in diesem Zimmer ist er verschieden und hat dabei an mich gedacht. Und jetzt will ich wissen, – sagt die Frau plötzlich mit entsetzlicher Kraft, – ich will wissen, wo ihr auf der ganzen Welt noch einen solchen Vater findet, wie meinen Vater…

Novograd-Volynsk, Juli 1920′