Es gab noch eine zweite Witwe. Die hat man vergessen.
Oder sie dachten kurz an sie, als sie den Sarg verschlossen.
Sie ging ganz abseits, ganz in schwarz, sie war ganz leise.
Sie hatte blasse Lippen, kam gerade von der Reise.
Sie hat schon lange sich gewöhnt, sie lebt nun weit entfernt.
Und an der Seite eines Anderen hat sie zu sein gelernt.
Aber der Julitag ist kalt, dass selbst das Blut gefriert.
Wem ist Gewöhnung denn ein Trost, wenn man sein Herz verliert?
Sechs Jahre war es nun schon her, es war das siebte –
Doch einst war sie an seiner Seite. Und sie liebte.

Es gab noch eine zweite Witwe in der lauten Menge.
Jede Liebe hat das Recht, bis in den Tod zu sein, und länger.
Sie steht entfernt von seinem Grab, das muss genügen.
Und ihr bleibt jetzt nur noch ein Sohn – mit seinen Zügen.

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(M. Weisband; Übersetzung grob nach V. Dolina)