Die Landtagswahl Nordrhein-Westfalen 2010 ist gelaufen, und jeder, der sich dafür überhaupt interessiert, kennt die Ergebnisse. Nach meinem groben Gefühl müsste es jetzt so gegen 3 Uhr morgens sein, und ich bin eben von der „Wahlparty“ der Piraten in Dortmund zurück gekommen. Ich setze dieses Wort in Anführungszeichen, weil es nicht die Wahlparty ist, die die anderen Parteien gemacht haben. (Auch wenn die Party der CDU ähnlich turbulent war wie ein Jubiläum im Leichenschauhaus).

Die Piraten haben sich getroffen, sie lernten sich teilweise kennen und trafen sich teilweise wieder, sie setzten sich zusammen und diskutierten hitzig über Liquid Democracy, die Strukturen der Partei, die richtige Bildung und die richtige Wirtschaft. Zwischendurch wurden die Wahlergebnisse zu Kenntnis genommen und es wurde weiter diskutiert.

Ich kann nicht sagen, dass ich besondere Freude oder Enttäuschung über die Zahlen erlebt habe, obwohl der Abend äußerst viel Spaß gemacht hat.

Eine genaue Zahl für NRW liegt mir zum jetzigen Zeitpunkt immer noch nicht vor, sie schwarkt aber betrunken um die 2.0%. Das ist nicht berauschend. Ich denke, kein Pirat hatte es für äußerst realistisch gehalten, die 5%-Hürde zu nehmen und es war nicht das „Wahlziel“ – beliebtes Wort heute abend. Wir wären übereinstimmend sehr froh gewesen, uns im Vergleich zur Bundestagswahl gesteigert zu haben. Das hätte uns gezeigt, dass die vergangenen Monate Wahlkampf nicht ohne Erfolg geblieben sind.

Dass wir uns nicht gesteigert haben, überrascht mich indess nicht sehr. Man muss immer bedenken, dass die Piratenpartei nach außen noch immer für sehr wenige Themen bekannt ist. Und diese Themen sind Themen, die auf Bundesebene entschieden werden, nicht aber auf Landesebene.  Das Internet ist kein Thema, das man vor seiner Haustür behandeln muss. Vielleicht haben wir nicht genug auf unsere Ziele speziell in der Bildung hingewiesen.

Was mich aber enttäuscht, ist nicht die Zahl 2.
2% aller Wähler heißt: Jeder 50.  Das heißt, dass in jedem Bus ein Pirat sitzt. In jedem Supermarkt ist einer. In Münster sind es über 3000. Und jeder von ihnen trägt so eine kleine Idee in sich, und diese Idee wird mit Sicherheit wachsen.

Was mich enttäuscht, ist die mangelnde Erwähnung der Partei. Sie ist in den großen Medien während der Berichterstattung mit keinem Wort erwähnt worden. Bis zum Ende der Wahlparty war niemandem genau klar, wie das Ergebnis nun aussieht, ob wir die Bundestagswahl überboten haben oder nicht.
Die Nichtbeachtung, mit der wir in die „anderen“ Parteien gesteckt werden, tut mir ein wenig weh, haben wir doch trotz aller Schwierigkeiten einen unvergleichlich steilen Start hingelegt.

Man führe sich nur vor Augen, dass wir ein Drittel der Stimmen der FDP erreicht haben. Und beachten Sie nun den Unterschied im investierten Wahlkampfbudget!

Ich verleihe allen Piraten in Piratenkostümen und mit Flyiern auf dem Arm, allen von Tapetenkleister vollgeschmierten Piraten, allen auf Laternenmasten kletternden und Plakate anbringenden Piraten, allen sprechenden, diskutierenden, debattierenden und handelnden Piraten, einen Verdienstorden!
Es war mir eine Ehre, Herrschaften, mit Ihnen diesen Wahlkampf geführt zu haben.
Wir sehen uns 2011 in Berlin!