Sehen Sie sich bitte dieses Foto an.

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Ist es nicht süß? Der niedliche kleine Junge am Ende des letzten Jahrhunderts sitzt da und wundert sich vermutlich, was eine Kamera ist. Herzerwärmend.

Wissen Sie, wer das ist?

Nein?

Nie gehört?

Den kennen Sie bestimmt.

Das ist Hitler.

Es ist mein neues Lieblingsspielzeug. Wenn ein Bekannter bei mir zu Besuch ist, zeige ich ihm das Foto. Üblicherweise findet dann folgender Dialog statt:

„Ooooh, wie süüß! Wer ist das?“

„Hitler.“

„Nein, ernsthaft, wer ist das?“

„Hitler.“

„Marina, mir reicht es mit deinem ‚Ad Hitlerum‘. Wer ist das wirklich?“

„Das ist Adolf Hitler als Baby. Das Foto ist aus dem deutschen Bundesarchiv.“

„Oh Gott.“

„Ja.“

„Sagst du es bitte niemandem, dass ich so reagiert habe?“

„Was bekomme ich?“

Der Rest variiert dann je nach sozialer Angst des Opfers.

Es ist heutzutage wirklich nicht leicht, um den Einstmals-Diktator herum zu kommen. Er taucht überall auf. Und zwar sowohl, weil er fast so gute Witz-Vorlage ist wie Batman, als auch weil er in sechs Buchstaben das ultimative Böse verkörpert. Früher hätte man „Teufel“ gesagt.

In anderer Meldung habe ich mir vergangene Woche mal wieder den rechten Arm gebrochen. Ich bin leider bei Regen in Tanzschuhen Fahrrad gefahren, bin dabei abgerutscht und mit dem Kopf in einen Baum gerasselt. Macht das nicht zuhause nach.

Wenigstens wurde ich jetzt operiert und habe eine tolle Titan-Platte im Arm, die verhindern sollte, dass ich mir das Handgelenk so schnell wieder breche. MechaMarina.

So eine Operation hat nicht nur Vorteile. Zum Beispiel tut das echt höllisch weh. Im Moment habe ich noch einen Gips um, aber mir tut garnicht so sehr der Knochen weh, wie die OP-Wunde. Um den Schmerz zu stillen, hilft es, den Arm hoch zu halten.

Mein Freund und ich waren neulich auf einem lockeren Spaziergang durch die Stadt unterwegs. Wir sahen beachtlich aus, siehe auch Foto unten. Er mit seiner Weste und Hut, mit Krawatte passend zu meinem Schultertuch… Ein Blickfang jedenfalls. Wir spazieren eben durch die Stadt Richtung zuhause, als mein Arm wieder wehtut. Wir setzen uns auf eine Parkbank. Es hilft nichts, ich muss den Arm hoch halten. Da ich noch Probleme habe, meinen Ellbogen zu beugen, muss ich den rechten Arm ausgestreckt hochnehmen, und zwar nur so weit, wie meine Schulter das zulässt.

Sie können sich die entstehende Pose vermutlich ausmalen. Die Leute guckten schon, und die Sache wurde mir sehr peinlich. Irgendwie musste man doch deutlich machen, dass die verehrung anstößiger Gesten nicht in unserer Absicht lag.

Wir saßen also dort auf der Parkbank, so gekleidet wie wir waren, und jedes mal, wenn ein Passant vorbei kam, grüßten wir uns verlegen:

„Shalom, Frau Weisband.“

„Shalom, Herr Rosenfeld.“

Ich kann nicht sagen, ob uns unsere Kleidung, meine Pose, oder doch das kleinlaute „Shalom“ die meisten Blicke einbrachten. Jedenfalls begann ich mich zu fragen, warum sowas immer in meinem Leben passiert.

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