Wir sind als Generation enttäuscht, weil unsere Eltern uns damals, aus ihrem Wohlstand heraus, gesagt haben, wir können alles werden, was wir wollen. Es stimmt aber. Wir können alles werden, was wir wollen. Technisch gesehen haben sie nie behauptet, wir könnten Geld damit verdienen.

Warum sind wir zufrieden damit, auf einem völlig übersättigten Arbeitsmarkt unbezahlte Praktika zu absolvieren, um irgendwann die Chance zu bekommen, einen prekären Job zu machen, der keine Familie mehr ernähren kann? Warum schweigen wir dazu, dass wir im Alter vermutlich kaum Rente bekommen werden, aber wir gehen auf die Straße, weil ein paar tausend Leute aus Kriegsgebieten zu uns kommen? Als gäbe es da einen Zusammenhang.

Ich will Menschen, die mit mir wütend auf die Straße gehen. Aber gegen Fehlinvestitionen. Gegen völlig aussichtslose Rentenreformen. Gegen eine Bildungspolitik, die an den Bedürfnissen der Zukunft vorbei geht. Nicht gegen Geflüchtete!

Warum schaffen wir es als Bevölkerung eines Landes nicht, die wirklich wichtigen Probleme zu sehen, die katastrophal sind? Und empören uns über Dinge, die morgen irrelevant sind?

Wir verpixeln unsere Häuser bei Google, nehmen aber unkontrollierte Geheimdienste als Tatsache hin. Wir meckern über Rundfunkgebühren, finden uns aber damit ab, dass Arbeitskraft immer weiter ausgebeutet wird. Wir regen uns über Lokführerstreiks auf, weil unser Zug etwas später kommt, und ignorieren den Streik ob der Perspektivlosigkeit so ziemlich aller Pflegeberufe. Und wir gruseln uns vor der Alphabet Holding, anstatt zu fragen, warum wir nicht an den Gewinnen beteiligt werden, die Maschinen für uns alle erwirtschaften.