Im Rahmen einer Bachelorarbeit über Genozidgedenken ist ein Freund sehr besorgt über den Pathosgehalt seines Erzeugnisses. Es ist schwer, davon zu schreiben, wie arme, unschuldige, kolonialisierte Afrikaner von deutschen Truppen ausgerottet werden, ohne etwas ins Pathetische abzuchweifen. Um das Problem greifbar zu machen und ihm entgegen zu kommen, haben wir die Emmerich-Skala entwickelt.

Die Emmerich-Skala misst den Pathosgehalt eines Textes anhand der darin vorkommenden Wörter (und einiger weiterer Parameter, auf die ich später in dieser Arbeit eingehen werde.)

Ein Beispiel.

Die folgenden Wörter fügen jedem Text 0.2 Emmerich hinzu:

  • kaltherzig
  • Vaterland
  • heroisch
  • fatal
  • Bollwerk
  • beispiellos
  • Schicksal
  • Vergessene
  • Herz (außer in biologischen Texten)

Hingegen erzielen folgende Worte negative Werte auf der Emmerich-Skala:

  • unterschätzt
  • pathetisch
  • ideosyntaktisch
  • Faktum (sic)
  • Emo
  • Bewaffneter Konflikt

Außer auftauchenden Worten ist ein weiterer Einfluss beispielsweise die Satzlänge. Generell gilt im Durchschnitt: Je länger die Sätze, desto niedriger der Emmerich-Wert. Beispiel:

„Aufgetürmt liegen Leichen am Straßenrand. Kinder stochern in den Trümmern nach Essen. Staub. Hunger. Verzweiflung. Ein fataler Schicksalsschlag für Haiti.“ (2 Emmerich)

Gegenbeispiel:

„Insbesondere an den Plattengrenzen, wo sich verschiedene Platten auseinander (Spreizungszone), aufeinander zu (Kollisionszone) oder aneinander vorbei (Transformverwerfung) bewegen, kommt es zum Aufbau von Spannungen innerhalb des Gesteins, wenn sich die Platten in ihrer Bewegung verhaken und verkanten, Spannungen, die sich durch ruckartige Bewegungen der Erdkruste entladen, wenn die Scherfestigkeit der Gesteine überschrittenwird, und es kommt zum tektonischen Beben.“ (-5 Emmerich)

Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Skala sich in Zukunft durchsetzen und als teilweise wichtiger Hinweis für die Öffentlichkeit fungieren wird.