Kurz vor der Bundestagswahl beschäftigen sich wieder überdurchschnittlich viele Menschen mit den Positionen der verschiedenen Parteien und mit ihren Wahlversprechen. Viele sind dabei enttäuscht und sagen: „Die da oben tun doch eh nur, was sie wollen“ oder „die Parteien sind doch eh alle gleich.“

Aber was, wenn Sie im Bundestag säßen? Diese Frage stellt jetzt die App „DEMOCRACY“. Sie informiert per Push-Benachrichtigung über anstehende Abstimmungen im deutschen Bundestag, liefert einige Hintergrundinformationen zum Abstimmungsgegenstand und erlaubt, selbst über das Thema abzustimmen. BürgerInnen haben so nicht nur die Möglichkeit, informiert zu werden, sondern auch die eigene Meinung mitzuteilen und darüber zu diskutieren (crowdmoderiert).

Und wenn das klingt, als mache ich Werbung – dann ist das so halb wahr. Ich mag das Konzept. Nicht dafür, dass es Meinungsbilder zu Abstimmungen erzeugt. Diese Meinungsbilder können offensichtlich auf Sicht nicht repräsentativ sein. Aber ich mag sie dafür, dass sie nicht einfach nur passiv informiert, sondern auch selbst abstimmen lässt. Ob ich etwas auf einem Bildschirm lese, oder gebeten werde, eine Entscheidung darüber zu treffen, sind zwei völlig unterschiedliche Verarbeitungsprozesse. Ich finde es gut, wenn WählerInnen mehr Einblick in das erhalten, was Tag für Tag im Bundestag passiert. Damit wichtige Entscheidungen nicht mehr so einfach während Bundesligaspielen durchgewunken werden können. Damit Empörung nicht immer auf vollendete Tatsachen folgt. Wir sollten uns nicht nur alle 4 Jahre so aktiv über Politik informieren, wie jetzt. Dann würden PolitikerInnen sich vielleicht auch nicht nur alle 4 Jahre so auffällig um Kommunikation bemühen.

Ihr könnt euch die betreffende App unter https://www.democracy-deutschland.de/ ansehen und euch ein eigenes Bild machen. Außerdem läuft für die offene Software ab heute (10.09.2017) das Crowdfunding.

Wenn euch die Ausführung nicht gefällt, habe ich eine Bitte. Die Software ist offen. Verbessert sie, oder macht ein ganz eigenes Modell – aber bitte helft mit, Entscheidungen des wichtigsten legislativen Gremiums unseres Landes zu den Menschen zu bringen; und zwar auf eine Weise, die sie zur Auseinandersetzung bewegt. Ich werde sowas immer unterstützen. Für übermüdete PolitikerInnen, die sich mit Vorurteilen über Willkür und Bereicherung rumschlagen müssen und für sich ohnmächtig fühlende WählerInnen, die ihre Interessen im Parlament nicht mehr vertreten sehen. Jede Form der Kommunikation zwischen den beiden ist grundsätzlich unterstützenswert, wenn wir dieses System aufrechterhalten und verbessern wollen.

 

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.