Ich denke nicht, dass die Aufnahme des Regelunterrichts mit Präsenzpflicht am 10. Januar vereinbar mit dem Infektionsgeschehen sein wird. Allerdings sehe ich von den Kultusministerien auch keinerlei Bemühungen, einen Plan B zu entwickeln. Worauf läuft es also hinaus? Entweder, Präsenzunterricht ums Verrecken (durchaus buchstäblich) oder chaotisches Homeschooling mit mehr oder weniger gut aufbereiteten Aufgaben für zuhause wie im Mai. In dieser Situation werden Familien gegeneinander ausgespielt. Die einen können es nicht verantworten, ihr Kind und sich dem Risiko eines Unterrichts auszusetzen, der gegen alle Empfehlungen des RKI geht (und nebenbei die Pandemie weiter voran treibt, die Wirtschaft killt, Existenzen vernichtet und so weiter…). Die anderen können es schlicht nicht leisten, ihre Kinder irgendwie parallel zur Arbeit zu betreuen. Sie können keine Lehrtätigkeit übernehmen, haben nicht die Räume, nicht die Geräte, nicht den Internetanschluss. Das ist sehr verständlich.
Was tun?
Dass es Alternativen dazu gibt, dass niemand in der Schule ist oder dass alle in der Schule sein müssen, bete ich seit Mai vor. Nicht nur ich. Allein die Grünen NRW stellten dazu Anträge, zB im August und im November. Ich publizierte am 1. November lokal in Münster diesen Artikel, in dem ich zu Spenden von Luftfilteranlagen für Klassenräume auffordere und die kommunale Vernetzung mit öffentlichen Räumen anrege, in denen Kinder lernen können und dezentral Betreut werden. So haben sie Zugang zu Räumen und Betreuung, auch wenn sie nicht physisch zur Schule gehen können. Diesen Monat habe ich das nochmal in diesem Interview mit Stifter-TV ausgeführt (Video, 15 Minuten).
Räume
Vielleicht kann ein Teil der Schüler*innen in die Schule gehen. Im Januar besser nicht. Aber viele Kinder haben kein eigenes Zimmer, in dem sie lernen können. Oder können zuhause nicht betreut werden. Wohin also gehen? In allen Kommunen stehen derzeit viele Räume leer.
- Bibliotheken
- Seminarräume der Hochschulen
- Gemeinderäumlichkeiten
- Büroräume
- Kirchliche Räume
In allen diesen Räumen könnten zwei bis drei Kinder gemeinsam arbeiten und betreut werden.
Personal
Die Frage der Schule wurde in erster Linie als Frage der Betreuung konzipiert. Kinder brauchen jemanden, der auf sie aufpasst, der aber auch eine Hilfestellung beim Lernen leisten kann. Bildung ist Beziehungsarbeit. Die Stunden der Lehrkräfte zu erhöhen ist keine Option. Dezentrales Personal wird gebraucht. Hier kommen infrage:
- Eltern einzelner Kinder, die andere Kinder mitbetreuen
- Studierende (besonders Lehramt. Besonders die im Praxissemester, deren Aufgabe dem gewidmet werden könnte)
Geräte
Einige Kinder haben keinen Zugang zu Geräten. In vielen Bundesländern können Sie Anspruch auf ein Gerät zum Distanzlernen haben. Ansonsten helfen private Spenden. Die Koordination könnte auch hier kommunal erfolgen – oder über die Schulen.
Unterrichtskonzepte
Meine heimliche Vermutung, warum diese Art von hybridem, dezentralen Unterricht nicht umgesetzt wird, ist, dass die Aktuer*innen inhaltlich ratlos sind. Wenn die Hälfte der Schüler*innen nicht im Klassenraum ist, oder gar niemand, dann kann nicht einfach analoger Unterricht 1;1 per Zoom übertragen werden. Niemand würde dabei irgendwas lernen. Für Fernunterricht gibt es spezielle Unterrichtsmodi. Die Ministerien haben keine Vorstellung davon, wie guter hybrider Unterricht aussehen könnte und kommunizieren das folglich auch nicht an die Lehrkräfte. Dabei könnten gerade die Ministerien die Konzepte, die es bereits gibt, verbreiten und gezielt Fortbildungen dazu anbieten. Einige dieser Konzepte stellt Philippe Wampfler sehr niedrigschweillig in seiner Serie #digifernunterricht auf Youtube vor. Hier ist seine Einführung in das Thema Hybridunterricht:
Mögiche didaktische Modelle, wie Schüler*innen auf Distanz gut lernen:
- Lerntandems: Mehrer Schüler*innen lernen zusammen. Eventuell sind einige davon im Präsenzunterricht
- Lernprodukte: Schüler*innen haben eine Woche Zeit, sich eigentständig tief in Materie einzuarbeiten und irgendeine Art von Produkt (Video, Referat, Website…) zu erstellen
- Digitale Fishbowl: die im Klassenzimmer anwesenden Schüler*innen arbeiten mit den Schüler*innen zuhause, denen bestimmte Aufgaben zukommen (z.B. Recherche), die den unterricht bereichern.
Wichtig: In der Pandemie sind die Klassen am besten gefahren, die auch sonst relativ selbstständig gearbeitet haben, relativ fachübergreifend, relativ digital. Schlechter ging es denen, die sehr auf Kontrolle, Prüfungen und starre Unterrichtskonzepte gesetzt haben. Aber ersteres sind sowieso merkmale zeitgemäßen und effektiven Lernens. Das Schulsystem muss sich schon lange auf diesen Weg machen. Das jetzt vorzubereiten ist also eine sehr lohnende Investition.
Und wer macht’s?
Wer ist nun dafür verantwortlich, in den Kommunen verfügbare Räume zu finden, betreuende Personen zu organisieren und das alles mit den Schulen zu vernetzen? In einer besseren Welt hätten das die Kultusministerien im Sommer gemacht. Oder wenigstens jetzt. Aber danach sieht es nicht aus. Vielleicht weil es Versicherungs- und Haftungsfragen nach sich zieht, mit denen keiner sich so richtig auseinander setzen will?
Natürlich können wir selbst aktiv werden. Jeder für seine Schule, jeder für seine Kommune. Jedes Unternehmen könnte selbst Gerätespenden anbieten. Wir könnten uns als Zivilgesellschaft dezentral organisieren. Wenn in Krisen die offiziellen Strukturen versagen, müssen wir als Menschen gucken, wie wir zusammenkommen.
Es hätte allerdings enorme Vorteile, wenn die Ministerien hier ihre Arbeit machen. Sie können Student*innen im Praxissemester abstellen. Sie können Versicherungsfragen klären. Vor allem könnten sie Hybridunterricht rechtssicher gestalten. Denn was ist die Alternative, wenn eigentlich Präsenzpflicht gilt?
Deshalb ist es, auch jetzt, um fünf vor 12, weiterhin das Anliegen, die Ministerien von diesem Kurs zu überzeugen. Und wie? Empörung auf Twitter funktioniert nicht. Die bleibt wahrscheinlich irgendwo in den Social Media Teams hängen. Wie macht man Ministerien eine Dringlichkeit klar? Briefe! Physische Briefe. Gedruckt oder Handgeschrieben. Per Post gesendet oder gefaxt. In denen sie mit konkreten Handlungsaufforderungen konfrontiert werden. Und zwar haufenweise.
Die Situation wurde gefährlich und fahrlässig verschlafen. Aber sie ist nicht auswegslos. Man braucht Kreativität und Pragmatismus in einer Krise. Aber unsere Gesellschaft ist so reich. Es wäre falsch, diesen Reichtum nicht in den höchsten Dienst zu stellen: in die Bildung der kommenden Generation.
Was sind eure Ideen? Schreibt sie mir in die Kommentare!
Vielen Dank für die Anregungen. Mir fehlt nur noch die Überlegungen wie die An- und Abfahrt zu den Präsenzterminen Coronakonform gestaltet werden kann. Den öffentlichen Nahverkehr zu Stoßzeiten möchte keiner empfehlen.
Ist eine Schulpflicht eigentlich grundsätzlich an eine Präsenzpflicht gekoppelt? Die Pflicht zum Besuch einer Schule kann doch losgelöst von einer physischen Anwesenheit erfolgen, d.h. grundsätzlich und nicht nur in Zeiten einer Corona-bedingten Abwesenheit, die man dann im Allgemeinen als Homeschooling bezeichnet…und dabei das eigentliche Konzept, das es in nahezu jedem unserer Nachbarländer seit langer Zeit gibt, ein wenig beleidigt. Homeschooling kann funktionieren, wenn man sich endlich einmal öffnet, von unseren Nachbarn (wie z. B. Österreich, Schweiz, Frankreich oder Luxemburg) lernt und endlich in die notwendige Infrastruktur investiert. Wir reden von Industrie 4.0, IoT, Think Tanks usw., betreiben aber noch Schule 1.0. Zunächst sollte man sich von der Präsenzpflicht lösen. Wer will, darf anwesend sein. Und wer nicht möchte, lernt Remote. Gründe für ein remote schooling sind z. B. Mobbing, Angst vor großen Menschenmengen oder auch eine gewisse Ausprägung von (Asperger-)Autismus. Allein diese Möglichkeit würde vielen Kindern eine Last nehmen und ein Lernen mit Freude ermöglichen. Selbstverständlich geht ein solches Konzept nur, wenn ein Elternteil das Kind daheim betreut/begleitet…aber nur als Elternteil und nicht als Ersatz-Lehrer*in. Es gibt aber mehr als genug Eltern, die aufgrund der Präsenzpflicht Deutschland verlassen, damit ihr Kind mittels Homeschooling lernen kann. Und im Grunde sind ja eigentlich die Eltern für das Kindeswohl und die Bildung verantwortlich, weshalb man den Eltern ein Wahlrecht zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling geben sollte. Die Schule dient dabei als Mittel zum Zweck dem Wissenstransfer und ist weniger eine Lernanstalt. Es wäre toll, wenn sich Deutschland bei diesem Thema endlich öffnen würde.
Hallo Marina
Danke für den Beitrag, es ist tragisch, dass es offenbar noch immer keine flächendeckenden Angebote für das Lernen außerhalb von Klassenzimmern gibt. Die im Beitrag angesprochenen Punkte finde ich wichtig, es gibt aber aus meiner Sicht noch mehr:
Schon im ersten Antrag von SPD und Grüne findet sich die folgende Forderung, die aus meiner Sicht zentral ist:
· die Einrichtung eines funktionierenden und vor allem datenschutzkonformen digitalen Klassenzimmers
Wenn ich als Lehrkraft keine technische Lösung habe, rechtssicher Unterricht zu machen, ist das sehr unbefriedigend. Eine flächendeckende Lösung ist mir hier nicht bekannt. Diese Lösung muss sowohl eine 1:1 Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler erlauben, als auch Videokonferenzen und als Plattform für Lernstandserhebungen dienen können. Das Herunterladen von Lehrmaterial in Form von Dokumenten oder das Streaming von Videos sollte ebenso dazugehören.
Gibt es hier aus Deiner Sicht Fortschritte ?
Die Infrastruktur an den Schulen sollte nicht von Lehrern gewartet werden müssen. Hier sehe ich Bedarf nach einer zentral organisierten Lösung, die zum Beispiel auf Dienstleister setzt. Hast du hierzu Informationen, ob diesbezüglich etwas geplant ist ?
Viele Grüße
Jürgen
Die Vorschläge sind gut gemeint aber aussichtslos. Die Bildungstandards waren schon vor Corona katastrophal. Am Ende macht das soziale Milieu den Unterschied. Wir unterrichten unsere Töchter am besten selbst, vor während und nach Corona. Schulbesuch fällt bei uns unter Freizeitaktivitäten, soziale Kontakte und Sport (mit dem Fahrrad zur Schule), aber gelernt haben unsere drei Mädels Zuhause,!
Hallo und ein gesundes neues Jahr.
Ich wäre interessiert wie ich ihre Ideen in der Arbeit an Fachschule umsetzen kann.
Meine Schüler haben teilweise bis zu 4 eigene Kinder, die sie während des online unterrichts von uns betreuen. Wie sollen sie eine Lerngruppe bilden? Ich bin da wahrscheinlich zu begrenzt in meinem Denken. Ich habe übrigens selbst 3 Kinder daheim.
Ganz ehrlich, Kinderbetreuung zu streichen und sonst alles laufen zu lassen funktioniert nicht. Fertig. Und das ist die Wahrheit. Dann braucht es eben ein Sabbatjahr oder was auch immer für Ideen wie Menschen weniger unter Druck gesetzt und gehetzt werden. Leben ist Lernen und behält viele spannende Herausforderungen außerhalb der Schul – Denke!
Lassen Sie uns mal darüber visionieren.
Hallo – wo finde ich bereits geschriebene Kommentare hierzu?
Liebe Marina, ich bin Deinem Vorschlag gefolgt und habe an den hiesigen Kultusminister geschrieben. Vorab per Mail (soweit ok) und dann per Post. Wollte ich heute direkt in den Briefkasten des Kultusministeriums einwerfen und bin mit dem Rad hingefahren. Aber: es gibt dort keinen Briefkasten und kein Schild, wo er zu finden wäre. Erst der Wachdienst hat mir gesagt, dass ich den Brief beim 5min entfernten Innenministerium einstecken muss. So geschehen am 2.1.2021 in Sachsen.
Hallo. Gibt es einen Vordruck für einen Brief? Ich finde deine Ideen toll und nachvollziehbar. Können wir nicht irgendwo Vordrucke bereit stellen mit Adressen und die verteilen? Es wäre ja gut die Ministerien damit zu fluten (allerdings haben sie dann auch wieder sehr viel zu tun mit den Briefen?!). Ich kenne leider keine Lehramtsstudenten —> die könnten sich ja auch zusammen tun und schreien „hier! Wir helfen!“
Ich könnte meine Gemeinde anschreiben wegen leeren Räumen. Egal was, ich helfe gerne.
Inzidenz drücken sollte sicher höchstes Ziel sein. Aber Kinder in ihre Bildungseinrichtungen gehen zu lassen, sollte direkt danach kommen. Für die Kinder. Und für Eltern. Und für unsere Gesellschaft.
Hallo Frau Weisband,
sehr gute Gedanken und Ideen zum Thema „Schule des Wahnsinns“, wie ich diese im Moment gerne nenne.
Meine Erfahrungen habe ich seit März 2020 in einer Gesamtschule machen können.
Da ich diese aber dann, auf Grund meiner Einstellung zu Corona im Umgang mit Schülern uvm,verlassen musste, blicke ich nun von „außerhalb“ auf das aktuelle Geschehen.
Unfassbar!
Meine Idee war am Anfang schon : leerstehende Räume, Gebäude, Gemeinden, etcpp zu nutzen, um Schülern ihre Bildungsmöglichkeit zu geben.
Das würde belächelt und für nicht umsetzbar abgewimmelt.
Ich arbeite nun in einer sozialen Bildungseinrichtung und siehe da:
In unseren Räumen stehen Zimmer leer! Mit Vollausstattung für je 2 Leute. Die sind im home Office. Unsere Teilnehmer bleiben zu Hause!
Gelegenheit zum Unterbringen und der Räume mit Schülern vorhanden.
Betreuung?
Kein Problem. Würde ich sofort machen.
Arbeitgeber? Sehe ich positives Feedback.
Sie lesen, von mir aus sofort!
Aber da gibt es wieder die Schulämter, Bezierksregierungen, die Schulleitung…ja und die Eltern!
Letztendlich aber gibt es Lösungen um die schulischen Defizite ein wenig effektiv aufzufangen, oder?
Ach…ich kann soviel schreiben.
Erstmal das zum neuen Jahr.
Gruss von Kirsten
Hallo Maria – bin selbst BüGrüMitglied am Niederrhein – und der Betreiber der beiden Facebook-Seiten >KITA kanns< und SCHULE schafftsBestimmern<.
(b) Bei Ausbreitung diesewr Praxis in der ganzen Republik hätten wir zuletzt ein Verfahrenskonzept, das in einen Bundes-Pandemieplan aufgenommen werden sollte.
(c) Die praktischen Möglichkeiten, die so gestartet werden, könnten sich als Reformanstoß für die Nach-Corona-Zeit genau dahin entwickeln, wie Du sie formuliert hast.
Eine direkte Antwort wäre freundlich.
Gruß vom Niederrhein
Dieter HEINRICH, Dipl-Päd. Rel.Päd. iR
0160 987654 55
AH- noch so ein Programm, das mit den liegenden Winkeln Schwierigkeiten hat – also nochmal….
Hallo Maria – bin selbst BüGrü-Mitglied am Niederrhein – und der Betreiber der beiden Facebook-Seiten „KITA kanns“ und „SCHULE schaffts“ – bitte nachlesen.
Deinen Vorschlägen stimme ich dem Ziel nach und auch in den konkreten Formen zu – auch die unverzichtbare Mitwirkung der Kommunen Kommune sehe ich so. Allerdings sehe ich die Einrichtungen selbst als Funktionszentren – wegen der Fachlichkeit.
Und diese Einschätzung kommt aus meinem speziellen Ansatz beim akuten Infektionsfall, der das Gesundheitsamt (GA) ins Spiel bringt. Und das mit VORRANG seiner Entscheidungen – die leider völlig unkoordiniert mit dem Auftrag von Kita oder Schule. Die Fachministerien der Länder nehmen dies leider ungeprüft hin.
Im Kern geht es dabei um die Praxis, nicht allein das infizierte Kind nachhause zu schicken, sondern die gesamte Gruppe oder Klasse als „Kontakt-Kinder“. Das bringt die gesamte EInrichtungs-Orga durcheinander – spätestens bei der zweiten oder dritten betroffenen Klasse.
Deshalb mein Vorschlag, für diese Gruppe/Klasse IN derEinrichtung eine BEOBACHTUNGSWOCHE mit besonderen Rahmenbedingungen durchzuführen. DIes wäre insbesondere für die Eltern und ihre ArbGeber von großem Vorteil.
Die geheime Idee dabei war, dass
(a) dies im Auftrag des GA realisiert wird, das insbesondere die zusätzlichen räumlichen und personellen Erfordernisse per Auflage absichert – unabhängig von anderen „Bestimmern“;
(b) wir bei Ausbreitung dieser Praxis in der ganzen Republik zuletzt ein Verfahrenskonzept hätten, das in einen Bundes-Pandemieplan aufgenommen werden sollte;
(c) dass die praktischen Möglichkeiten, die so gestartet werden, sich als Reformanstoß für die Nach-Corona-Zeit genau dahin entwickeln könnten, wie Du sie formuliert hast.
Eine direkte Antwort wäre freundlich.
Gruß vom Niederrhein
Dieter HEINRICH, Dipl-Päd. Rel.Päd. iR
0160 987654 55
Liebe Frau Weisband,
Ich bin selbständig und arbeite von zuhause. Ich bin gebildet genug, um meine Tochter beim Homeschooling zu helfen ABER wenn ich meine Tochter unterstütze und als Lehrerin fungiere, kann ich meine Arbeit nicht machen und verdiene weniger. Die Lehrer bekommen ein Gehalt für ihre Tätigkeit, ich bekomme nichts für die viele Stunden Homeschooling. Die Politiker sehen die Arbeit der Eltern (besonders Alleinerziehende) nicht. Wie soll das weitergehen? Wir sollen die Wirtschaft ankurbeln, unsere Arbeit machen und Lehrer sein. Nebenbei dürfen wir noch Haushalt machen und nach der Schule für unsere Kinder da sein. Bitte, bitte können Sie auch über diese Herausforderung schreiben. Möglicherweise sieht es dann auch jemand in der Politik.
Leider haben Sie die ganzen Jugendzentren im Land vergessen die sich seit Jahrzehnten um die ausserschulische Begleitung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bemühen.
Die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule funktioniert seit Jahrzehnten nicht, weil es den Schulen nicht gelingt auf Augenhöhe diese Kooperation zu gestalten.
Nun wäre es Mal an der Zeit da nochmal genau hinzuschauen.
Seit den 70ern ist uns klar, dass offener Unterricht, Gruppenarbeit und Projekte gute Lernmethoden sind. Ob integrierte Elternarbeit, Raumwahl, Vernetzung untereinander und mit den Lehrer:innen, oft entstehen dabei kreative Ideen Vorort und individuelle Lösungen.
Aber, mit Partizipation in der Schule anzufangen ist bereits zu spät, oder zumindest herausfordernd. Der Grundstein wird in den Kitas gelegt. Und daher immer wieder mein Appel: nirgendwo sind wir gesellschaftlich so gut vernetzt, wie in den Kitas, wenn wir es wollen. Elternarbeit, Teilnahme an gesellschaftlichen Prozessen, Vernetzung, Kultur, Bewegung, Kreativität, Naturerlebnis und Soziales findet in der Kita statt, wenn wir es wollen.
Partizipation fängt in der Kita an. Deshalb müssen wir hier ganzheitlich ansetzen und investieren. Das heißt Geld für Personal, multiprofessionelle Fachkräfte und Projekte.
Ich finde diese Artikel sehr gut und möchte nur noch soviel sagen, es geht nicht nur darum ob nur digital oder present, man hat ein sehr wichtige Punkt vernachlässigt, was in mein Augen sehr wichtig ist, nicht nur die Unterrichtsform allein, sondern die gesamte Inhalt vom Lehrplan muss endlich an der Pandemie angepasst werden, viele Schüler*innen sind mit Digital lernen überfordert, eigentlich hätte man es schon im Frühling machen müssen! Das haben definitiv im Politik unterschätzt und machen es immernoch, wir werden ein Jahrgang mit sehr schlechten Durchschnitt hab. Ich finde es sehr traurig, unsere Kinder haben es sehr schwer und leiden da drunter.
Schönen Weihnachten noch und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Liebe Mariana Weisband,
ich könnte Ihnen nicht mehr zustimmen. Kreativität und Pragmatismus ‚ Machen? das sind die Schlagwörter, um diese Krise zu meistern..
Fassungslose höre ich die Geschichten, dass es in unseren Schulen bis heute nicht flächendeckend eine digitale Infrastruktur gibt.
Ob es ein funktionierende Wlan gibt hängt heute zum großen Teil an dem Können und dem Engagement einzelner Lehrer , die die Rolle eines IT Beauftragten mehr schlecht als recht machen.
Warum gibt es nicht für verschiedene Schulen und Gegebenhiten Blaupausen wie eine digitale Infrastruktur aussehen sollte und zwar HW und SW seitig. Diese Infrastruktur sollte dann durch Profis übergreifend definiert und dann von Firmen umgehend implemtiert werden.
Begleitend müsse ein Schulungsprogramm für die IT Beauftragten aufgesetzt werden, die online darauf geschult werden .
Am Geld darf das nicht scheitern.
Mir scheint es so, dass die Argumentation ‚ Bildung ist Ländersach‘e‘ vor allem zu Sicherung der Privilegien in den Ländern benutzt wird.
Es zeigt sich, wir sind zu langsam , zu schwerfällig.
Wo ist die Taskforce die sich zielgerichtet um die Umsetzung dieser Initiativen kümmert ? Wer trägt überhaupt Verantwortung ?
So geht das dann immer weiter, die negativen Auswirkungen der Pandemie werden mit Geld ertränkt, das letztlich die heutigen Kinder wieder zurückzahlen müssen , um die wir uns eben im Moment miserabel kümmern.
Wir alle sind abhängig von der Bildung unserer Kinder.
Ich bin nicht generell gegen den Förderalissmus, aber hier ist er einfach zu langsam. Wir finanzieren einen grossen Apparat, der im Moment seine Arbeit nicht in ausreichenden Maße nachkommt.
Keiner kann heute sagen wie lange diese Pandemie uns noch in Atem hält, was wenn eine Mutation dazu führt, das die Impfstoffe nicht so wirken wie gewünscht und gehofft ?
Wir sind gut beraten die Digitalisierung jetzt mit aller Macht voran zu treiben , und aus der Krise eine Chance zu machen..
Lassen sie uns weiter , jeder an seiner Stelle argumentieren damit sich was ändert …
Herzliche Grüße
Wolfgang Trampert
Präsenzunterricht = Bildungsgerechtigkeit?
Quarantäne/ Krankheitsfälle/ streikende Familien zählen und sichtbar machen!
Ich habe eine Vision, die ich mangels technischer Fähigkeiten leider nicht selbst in die Tat umsetzen kann. Vielleicht fühlt sich ja jemand berufen?
Wer kann eine Website programmieren, über die öffentlich sichtbar, tagesaktuell und anonym gezählt wird, wie viele Schülerinnen und Schüler eigentlich de facto nicht vom heiligen Präsenzunterricht „profitieren“, weil sie aus verschiedenen Gründen (auch im Januar) nicht zur Schule werden gehen können? Sei es, weil sie in Quarantäne sind, weil sie selbst oder Familienmitglieder einer vulnerablen Gruppe angehören oder weil sie sich aufgrund des mangelhaften Gesundheitsschutzes nicht mehr in die Schulen trauen?
Nehmen wir mal an, dass dies an jeder Schule in Deutschland 5 Schüler*innen betrifft – dann wären das insgesamt etwa 160.000! Solche Zahlen wären nicht leicht zu ignorieren…
Außerdem bin ich überzeugt, dass viel mehr Schüler*innen/ Eltern streiken würden, wenn auch streikende Einzelpersonen sichtbar würden. Bisher werden Streiks ja nur dann wahrgenommen, wenn die ganze Schule mitzieht.
Vom Prinzip her könnte diese Website ähnlich funktionieren wie das Fehlstundenportal Niedersachsen (https://www.fehlstunden-nds.de/eintragen.html). Statt Fehlstunden könnte ein/e Schüler*in bzw. Eltern selbst eintragen, warum er/sie bzw. ihr Kind am entsprechenden Tag nicht zur Schule geht. Wie gesagt, das Ganze wäre anonym. Es würde nur gezählt und Zahlen würden nach Bundesland/Kreis/Altersgruppe veröffentlicht. Das könnte noch mit verschiedenen Fragen ergänzt werden (z.B. findet Homeschooling/ Wechselunterricht statt). Die aktuelle Situation könnte mit einer Absichtserklärung abgefragt werden, z.B.: Wer wird im Januar nicht gehen, wenn die RKI-Empfehlungen nicht eingehalten werden?
Auf der Website könnte sich dann jede*r die tägliche Statistik anschauen. Das würde bestimmt auch die Medien interessieren und großen Druck auf die Politik ausüben.
Evtl. müsste es eine kleine Crowdfunding-Kampagne geben, denn für die Programmierung entstehen wahrscheinlich Kosten.
Eine Datenbasis (Schulen in Deutschland) als Grundlage für eine solche Abfrage gäbe es evtl. hier: https://jedeschule.de/daten/
Tolle Ideen. Ich sehe es genauso. Auch ich hatte und habe die gleichen Ideen und Vorstellungen. Sässen in den Ministerien mehrere von einfallsreichen Menschen wie uns, wäre es schon seit den Sommerferien umgesetzt. Ich würde sogar noch so weit gehen, dass ich die Präsenzpflicht ausschalten würde und diejenigen Kinder bei Bedarf problemlos auch daheim bleiben könnten. Auch letztlich eine Frage der Organisation. Und eine Beruhigung für alle Beteiligten. Letztlich müsste auch die wahnsinnige Wichtigkeit aus der Sache herausgenommen werden- Bildung ist wichtig, sehr wichtig, und es sollte ab vom klassischen Benotungssystem laufen. Alle Kinder und Jugendlichen würden mitgenommen werden. Abitur müsste auch anders laufen, vielleicht mal wieder dezentral, weil die LK-Lehrer wissen, was gemacht wurde. Toller Plan, jetzt sollte es nur umgesetzt werden-schon alleine das Träumen darüber macht mich freudig!
Die Vorschläge in obigem Artikel finden wir als besorgte Eltern hervorragend! Vielen Dank, dass Sie sich dafür einsetzen!
Ergänzend noch ein paar weitere Ideen:
1. Als Lehrbeauftragte an einer deutschen Hochschule war ich schwer beeindruckt, wie schnell und gut (!) meine Hochschule im Frühjahr in nur wenigen Wochen komplett auf Online-Lehre umgestellt hat. Alle haben an einem Strang gezogen. Es wurden Meeting-Plattformen getestet, Fortbildungen für alle Lehrenden organisiert und didaktische Konzepte erstellt. Das Ergebnis: es lief gut und die meisten Studierenden waren sehr zufrieden mit dem Online-Sommersemester. Hier gibt es also viel Wissen und Erfahrung, worauf Schulen zurückgreifen können. Wenn Schulen und Unis/Hochschulen sich vernetzen und Wissen teilen, kann sicher vieles übernommen werden, ohne das Rad neu zu erfinden.
Auch viele Schulen haben schon Konzepte erarbeitet, um Wechsel-/Online-Unterricht möglich zu machen, nicht nur in Solingen. Dieses Wissen kann man zusammenbringen und Konzepte so noch besser machen! Bei einem digitalen Brainstorming und Online-Erfahrungsaustausch können sicher hervorragende Lösungen erarbeitet werden, die auf verschiedene Settings übertragen werden können.
2. Alle reden davon, dass Schüler für Fern-Unterricht Laptops brauchen. Die Hürde: nicht jede Familie kann sich diese Anschaffung leisten. Warum stattdessen nicht nutzen, was schon vorhanden ist? Fast alle Schüler und Eltern haben ein Handy. Oft in bester Ausstattung und mit Internetzugang. Online-Lern-Plattformen, die auch mit Handys nutzbar sind, machen webbasierten Unterricht für alle möglich!
3. Schulen haben oft nicht in jedem Klassenzimmer WLAN. Würde LehrerInnen kostenlos unbegrenztes mobiles Highspeedvolumen zur Verfügung gestellt (z.B. durch eine Spende direkt von Mobilfunkanbietern), könnten diese Handy oder Laptop nutzen, um Online-Unterricht anzubieten.
4. Sie beschreiben gut, was für Auswirkungen der Präsenzunterricht für andere Bereiche, wie z.B. die Wirtschaft hat. Menschen ohne schulpflichtige Kinder nehmen die Debatte um den Präsenzunterricht aber oft nicht als für sie relevant wahr. Viele sind sich nicht im Klaren über die Rolle und die Folgen, die der Präsenzunterricht auch für sie selbst und die Pandemieentwicklung hat. Dies muss viel deutlicher kommuniziert werden! Wenn den Kultusministern von allen Seiten klar gemacht wird, dass Alternativen zum reinen Präsenzunterricht her müssen und die Situation z.B. auch von der Wirtschaft angeprangert wird, können sie nicht auf ihrem Kurs bleiben.
5. Auch wer sein Kind problemlos zuhause betreuen könnte MUSS es aktuell in die Schule schicken. Einfache Maßnahme: sofort die Präsenzpflicht aufheben und Eltern, die ihre Kinder zu Hause behalten, Lohnausgleich zahlen wie im Frühjahr. Alle Eltern, die das möchten, könnten ihre Kinder so auf Distanz lernen lassen. Dadurch würden einige Sorgenfalten von so mancher Elternstirn verschwinden, Risikokinder/-familien würden geschützt und die Präsenzklassen könnten kleiner sein.
Diese Vorschläge mögen für manchen Kultusminister jenseits seiner oder ihrer Vorstellungskraft liegen. Doch es muss etwas passieren! Albert Einstein hat das sehr treffend formuliert:
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es,
alles beim Alten zu lassen
und trotzdem zu hoffen,
dass sich etwas ändert.“
Ich bin sehr froh, dass Sie sich für das Thema Schulen einsetzen und bin auch gerne bereit mich aktiv einzubringen, wenn ich irgendetwas bewirken kann. Unser Brief an KM Eisenmann wird noch vor Weihnachten verschickt.
Hallo,
viele viele gute Ideen. Ich ärgere mich seit Februar rum (jaja, ich bin ein ganz vorsichtiger mit Glaskugel, meine Kinder waren 2 Wochen vor dem ersten Lockdown raus aus der Schule) und renne gegen Windmühlen. Briefe an die liebe Frau Gebauer, Briefe an den Landrat, Briefe an das Schulamt, Briefe an die Schule usw.
Dabei herausgekommen: Lüften und Beten. Sehr trumpesk, dafür auch noch zu sagen, man habe „hart an Konzepten und individuellen Lösungen“ gearbeitet. Deine Sammlung von Vorschlägen ist gut.
Was mir fehlt ist eine Art Präambel, etwas in der Art von „Eltern und Erziehungsberechtigte wissen am besten, was für ihre Kinder gut ist. Ihnen ist die Entscheidung zu überlassen, ob Sie in Zeiten einer Pandemie ihre Kinder in den Präsenzunterricht schicken wollen/müssen oder ob sie eine andere, gefahrlosere Art der Bildung bevorzugen“.
Stattdessen werden z.B. in NRW sogar Eltern aus Risikogruppen dazu genötigt, vor einem Schulleiter (nicht etwa einem Amtsarzt oder einer sonstigen, fachkundigen Person) meine gesamte Krankengeschichte auszubreiten und obendrei die „besondere Vulnerabilität“ nachzuweisen.
Grotesk, bizarr, gegen jedes Datenschutzgesetz aber der Handhabung nach so tausendfach durchgesetzt – man kann ja gegen Unrecht klagen.
Insgesamt bin ich sogar der Überzeugung, dass begleitetes Distanzlernen für manche Kinder bzw. Lernende besser ist, in unserem Fall z.B. kommt mein Sohn (diagnostiziertes ADS) viel besser mit dem klar fokussierten Onlineunterricht zurecht und behält von den einzelnen Stunden viel mehr als er das in der Schule konnte.
Ich würde Dich gerne in unsere Gruppe auf FB einladen, sie heisst „Eltern und Lehrer gegen kultusministerielle Willkür“ – dort diskutieren wir aktuell heiss, wie die Bildungskonzepte in dieser Situation aber auch insgesamt zukünftig sein sollten.
Vielleicht für alle interessant.
Viele Grüße
Dipl.-Päd. Bodo Krauß
Zunächst: Ich bin Lehrer in NRW, andernorts sieht es vielleicht anders aus.
Sehr guter Artikel – die Konzepte werde ich mir anschauen, danke!
Ich empfehle noch, sich mal Konzepte wie „Flipped Classroom“ anzusehen. „Wissensvermittlung“ mit Materialien (wie Videos), dann Diskussion/Besprechung im „Unterricht“, also zum Beispiel in Videokonferenzen. Stellt man dazu noch Lernhilfen wie Überprüfungstests zur Verfügung, womit sowohl Lehrende wie Lernende Rückmeldungen liefern (ob man die unbedingt für Noten verwenden muss, muss man diskutieren), kann man einiges hinbekommen. Sicher nicht für jedes Fach geeignet (viele Fächer leben ja vom Austausch), aber dennoch für „Wissensfächer“ sicher eine gute Möglichkeit.
Muss man üben, muss man lernen, klappt nicht von heute auf morgen – lernen „per Video“ muss man mit Schüler*innen eigentlich erstmal üben, so wirds halt wieder ein Kaltwasser-Ding. Das wird aber an Unis schon sehr erfolgreich eingesetzt (man suche mal nach Prof. Spannagel in Heidelberg, der hat jede Menge dazu). Man sollte solche Dinge natürlich vorher üben und Plattformen dazu zur Verfügung stellen, ebenso wie Geräte.
Hätte – müsste – sollte, da sind wir wieder beim Problem. Zumal es quasi keine Fortbildungen in der Zeit gab, wenn man selbst keine organisiert hat (als Schule).
Stattdessen werden nun alle Lehrer mit IPads ausgestattet, weil man ja offenbar genug Geld hat, Apple Geld dafür in den Rachen zu werfen, damit alle Geräte kriegen, bei denen Apple bestimmen darf, was draufdarf … ich hab zum Glück noch keins und darf so lange die Schülerdaten in sicheren Linux-Umgebungen mit verschlüsselten Verzeichnissen verwalten. Noch. Ich fürchte, das ist bald Geschichte, sobald ich so ein IPad kriege … aber darüber darf man zur Zeit nicht nachdenken, dann wird man komisch angeschaut.
Ich könnte mir vorstellen, dass man als weitere Betreuungskräfte – gerade auch im die Gruppen schön klein zu halten – solche Personen einbinden kann, denen aktuell die Arbeitsmöglichkeit weggefallen ist. Ganz besonders denke ich da an Leute aus dem Kulturbereich: Musiker*innen, Schauspieler*innen und dergleichen.
Die können ggf. ihre fehlende pädagogische Ausbildung durch einen anderen Ansatz ausgleichen und so über die reine Betreuung hinaus das Leben der Kinder bereichern. Und sie bekommen so eine sinnvolle und bezahlte Tätigkeit!
Die Aussetzung der Präsenzpflicht – wie in Baden-Württemberg bereits seit Beginn des Schuljahres – ist der richtige Weg. Familien, die das möchten und leisten können, können ihre Kinder im Homeschooling belassen. Das würde auch die Anzahl der Kinder im Präsenzunterricht verringern. Es wird endlich an der Zeit, dass Familien dieses selbst entscheiden können, denn wir sind für unsere Kinder und mögliche Folgen verantwortlich. Ich würde das als sehr großes Vertrauensvotum an die Eltern werten, wenn die Kultusminister die Aussetzung der Präsenzpflicht befürworten und durchsetzen.
Dieser Beitrag entspricht meinen Vorstellungen und ist sehr verständlich geschrieben. Danke, dass du die wichtigsten Dinge auf den Punkt bringst. Wenn man betrachtet, wie viel Zeit für kleine Veränderungen im Schulsystem nötig ist und man dann jetzt sieht, dass die Forderungen und Wünsche inzwischen gehört werden, dann bin ich zuversichtlich. Leider gibt es ja auch unter uns Lehrkräften keine Einigkeit und ich bin immer wieder überrascht, dass meine Ideen auf viel Gegenwind („das geht nicht“, „wie soll ich das schaffen“, „wie soll ich das benoten“ usw) stoßen. Ich glaube, dass auch Zeit für einen sehr intensiven Austausch und passgenaue Fortbildungen geschaffen werden muss. Ich hoffe, dass all die Energie und die große Bereitschaft neue Wege zu gehen auch genutzt wird.
ja, und Zwergschulen,
PopUpSchule im Wohnumfeld für die Grundstufe.
Liebe Frau Wrisband,
vielen Dank für Ihre Konzepte zum Onlineschooling, die ich voll und ganz unterstütze.
Ebenfalls seit Beginn der Pandemie und des ersten Lockdowns habe ich mich in diesem Bereich engagiert. Auch Ihrer Idee, Briefe zu schreiben, bin ich bereits nachgekommen. Außer wochenlangem Scherigen kam nicht mehr als ein abwinkendes Dankeschön zurück.
Die Arbeit und das Engagement hier gleicht eher dem Kampf gegen Windmühlen!
Ich reiche Ihnen einfach meinen Vorschlag weiter, vielleicht ist noch etwas dabei, was uns weiterhilft. Im Großen und Ganzen stimmen unsere Ideen aber überein. Leider bewegt sich gar nichts!
Hier mein Schreiben vom 15.10.2020:
OStR´Michaela Knäble
Robert-Koch-Weg 3
67346 Speyer
Familieknaeble@gmail.com
Ministerin Dr. Stefanie Hubig
Ministerium für Bildung
Mittlere Bleiche 61
55116 Mainz
Sehr geehrte Frau Dr. Hubig,
angesichts der steigenden Infektionszahlen und der besorgniserregenden Dynamik des Infektionsgeschehens in der Coronapandemie habe ich nun doch den Entschluss gefasst, Ihnen eine Idee für ein Schulkonzept zu unterbreiten.
Dieses stellt natürlich lediglich einen Entwurf dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Zu meiner Person sei kurz angemerkt, dass ich seit 25 Jahren im Rheinland-pfälzischen Schuldienst am Gymnasium tätig bin, den Prozess der Digitalisierung seit den Anfängen des Bundesprojektes „Schule ans Netz“ als Projektleiterin eines „InfoSchul-Projektes“ begleite und als ehemalige Vorsitzende des Philologenverbandes nach wie vor am bildungspolitischen Diskurs interessiert bin. Doch möchte ich festhalten, dass ich hier in keiner offiziell amtlichen Mission spreche.
Dennoch liegt mir das Gelingen von Bildung an unseren Schulen gerade angesichts der momentanen organisatorischen und gesundheitlichen Herausforderungen am Herzen.
Daher erlaube ich mir, Ihnen diese Überlegungen mitzuteilen.
Meines Erachtens wären folgende Eckpfeiler die Stützen für eine erfolgreiche Fortsetzung des Präsenzunterrichts:
1) Rückkehr zu den geteilten Lerngruppen, um die Gruppengröße im geschlossenen Klassenraum zu verringern (s. Empfehlungen des RKI zu „GGG“).
Dies hätte auch den bereits erfahrenen Vorteil, dass mit den kleineren Lerngruppen auch Lerndefizite aus der Zeit der Schulschließungen besser aufgearbeitet werden könnten und insgesamt sich die Lernsituation deutlich verbessern würde.
2) Zur Entlastung der Eltern und des wirtschaftlichen Lebens keine Rückkehr zum reinen Homeschooling, sondern ein Hybridmodell mit Anwesenheit der Schüler vor Ort.
Folgende Optionen stünden dabei zur Verfügung:
– bei jüngeren Schülern könnte der Unterricht per Videostream übertragen werden. Dazu müsste Betreuungspersonal und Räumlichkeiten gefunden werden sowie die entsprechende Ausstattung mit Tablets/Laptops, sofern keine eigenen Endgeräte zur Verfügung stünden (Förderung aus dem Digitalpackt)
– bei älteren Schüler, Oberstufe etwa, könnte dies natürlich auch im häuslichen Umfeld geschehen, da die Problematik der elterlichen Betreuung hier natürlich nicht mehr zwingend gegeben ist.
– anstelle des klassischen, zur Zeit stattfindenden Frontalunterrichtes (s. Videostream) könnte im Wechsel auch fächerübergreifender Projektunterricht stattfinden, gestützt auf die digitalen Medien. Dies könnte auch eine Entzerrung der vorhanden Lehrer-, Raum- und Zeitressourcen implizieren. Auch hier muss den gegebenen Umständen vor Ort Rechnung getragen werden ebenso wie dem Altersaspekt.
3) Das angestrebte Hybridmodell sollte dann dazu führen, dass eine verkleinerte Gruppe jeweils bei ihrem Lehrer im Unterricht säße und die andere Gruppe am Unterricht in einem anderen Raum ebenfalls live oder in Projektarbeit partizipiert.
4) Angestrebt ist bei diesem Konzept ein Wechsel der Gruppen, entweder täglich oder wöchentlich, um den Schülern die Möglichkeit der Interaktion mit ihrem Lehrer zu geben.
Ich hoffe, Sie sehen dieses Schreiben weniger als Anmaßung denn vielmehr als Teil eines Lösungsversuches, ein Schulkonzept in Zeiten der Coronapandemie zu erarbeiten.
Ich bedanke mich für Ihre Zeit und Interesse!
Mit freundlichen Grüßen, bleiben Sie gesund,
Hochachtungsvoll
Ihre
Michaela Knäble
Alles in der Realität nicht so einfach wie es zunächst aussieht: unserer Grundschule wurden 10 Luftfilter im Wert von 10000 Euro von einem Unternehmer gespendet . Am Ende hat der Finanzausschuss der Stadt der Spende / dem Aufstellen nicht zugestimmt , mit der Begründung , andere Schulen hätten auch keine solchen Geräte und es dürfe kein Vorteil entstehen. Jetzt haben zwei Pflegeheime dankbar zugriffen und die Geräte aufgestellt. Es sei ihnen gegönnt !
100% Zustimmung. Die Situation wurde gefährlich verschlafen.
Deshalb hier meine Email, die ich an unsere Senatsverwaltung für Bildung schickte:
Sehr geehrte Frau Senatorin Scheeres,
sehr geehrte Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie,
zurückkommend auf unseren Email Schriftverkehr vom 30. April diesen Jahres, möchten wir knapp sieben Monate später nach der aktuellen Planung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Berlin hinsichtlich des Schulkonzeptes im zweiten Lockdown fragen:
1.) Gibt es ein neues Schulkonzept für die Umsetzung des sogenannten Hybridunterrichts?
2.) Wie wird dieser Unterricht genau aussehen?
3.) Sind die technischen Voraussetzungen für die Umsetzungen eines zumindest zeitweisen Digitalunterrichts geschaffen worden? Gibt es Laptops für jeden Lehrer?
4.) Wurden (online-) Schulungen zum Thema Digitalunterricht für alle Lehrer*innen durchgeführt, damit auch weniger technikaffine Lehrer*innen Online-Unterricht anbieten können?
5.) Ist jeder Schüler digital mit der Schule per Laptop und Wlan vernetzt und kann jederzeit seine digitalen Hausaufgaben abrufen? Wurden hier ausreichend Geräte seitens des Senats bereit gestellt?
6.) Sind die Kapazitäten an den Servern von folgenden Bildungsservern ausreichend erhöht worden, sodass die Überlastung der Server wie Frühjahr 2020 vermieden wird: lernraum.de, bettermarks.de, sofatutor.de, westermann.de, MSA-Berlin.de, Berlin-MSA.de, ghs-berlin.de?
7.) Sind ausreichende digitale Infrastrukturen in Form von Schulservern, Netzwerken und schuleigenen E-Mail Adressen an allen Schulen geschaffen worden?
8.) Verfügen die Schulleitungen und Lehrer über lückenlose Verteilerlisten (Email Verteiler) zum Versand von digitalen Unterrichtsmaterialien an alle Schüler?
9.) Sind datenschutzrechtliche Fragen geklärt worden?
10.) Ist eine Videoplattform, die sowohl datenrechtlich als auch technisch einwandfrei und EU Rechtskonform ist, gefunden und auf allen Rechnern installiert worden?
11.) Sind alle verfügbaren Mittel aus dem „Digitalpakt Schule“ seitens des Senats abgerufen worden? In welcher Höhe ist dies geschehen?
12.) Ist die „kalte Jahreszeit“ von Dezember bis Februar hinsichtlich des Lüftungskonzeptes für den Präsenzunterricht ausreichend vorbereitet worden?
13.) Gibt es hocheffiziente Luftreinigungsgeräte gegen Covid-19 in allen Räumlichkeiten der Schulen bzw. werden diese angeschafft und installiert?
Über die Beantwortung dieser Fragen würden wir uns sehr freuen. Entsprechend des Bildungsauftrags des Staates erwarten wir einen angemessenen Bildungsstandard für unsere Kinder auch in Covid-19 Zeiten.
Da Teile unserer Familie zur Risikogruppe gehören, erwarten wir, dass unsere Kinder auch in den Räumlichkeiten der Schule vor Infektionen mit Covid-19 ausreichend geschützt werden.
Diese Mail ist wegen des Umfangs der Fragen an weitere Stellen der Senatsverwaltung weitergeleitet worden.
Mit freundlichen Grüßen,
Xy
Als Lehrer, Vater und Fortbildender in NRW kann ich dem 100% zustimmen. Ich fordere seit November Wechselunterricht für die Sekundarstufe 2 und die berufliche Bildung. Halbierte Klassen senken die Kontakte um 75%. Das ist die festgelegte Zielgröße! Dafür braucht man weder mehr Räume, noch mehr Personal. Konzepte dafür liegen bereits vor. Solinger oder Harsewinkler Modell. Kann sehr schnell umgesetzt werden.
On Bremen haben mittlerweile die meisten Süß IPads mit Tastatur bekommen. Die Geräte laufen über das Portal it’s learning, was auch zoom ermöglicht z. B. Die Infrastruktur ist also da, wird aber sehr unterschiedlich genutzt. Bei manchen Lehrern funktioniert es perfekt, bei anderen gar nicht. Da scheint es auch wenig Druck zu geben. Die Schulpflicht wurde nach den 9.1. Für eine weitere Woche ausgesetzt. Mla sehen..
Gute Ideen! Ich hätte da eine Ergänzung zum Punkt „Räume“:
Virtuelle Räume. Die Computerspieler nutzen diese schon lange.
Zoom Fatigue nervt. Ein „Methodenwechsel“ ist viel eindrucksvoller wenn er mit einem „Ortswechsel“ verbunden ist. Zum Ethik Unterricht einfach ins alte Athen. Und die Feedbackrunde an einem knisternden Lagerfeuer. Beides kostenlos möglich in Open Source Tools wie Mozilla Hubs oder Minetest (wenn genug Endgeräte da sind).
Nicht nur wegen Corona lohnt es sich die Potentiale von #VirtualGameSpaces anzuschauen.
Diese sind eine zusätzliche Möglichkeit für schulisches Distanzlernen aber auch Online Meetings, Workshops, Teambuilding oder Weihnachtsfeiern.
https://twitter.com/ulrich1000/status/1336675970770751488
Meine Idee, die ich seit Monaten an verschiedenen Stellen erwähnte, sieht ähnlich aus: Ich würde die Präsenzpflicht aussetzen. Allerdings nur dort, wo Lehrerinnen und Lehrer das vertreten können. Heißt: Wo Home Schooling funktioniert (bei uns ist das so, obwohl wir von ALG II in einem Mehrfamilienhaus, mit vier Personen in einer Drei-Zimmer-Wohnung leben und der Grundschüler sowie ich Autisten sind) und von den Eltern gewährleistet werden kann, sollte Home Schooling angewandt werden. Weniger Kontakte helfen schließlich. Dort, wo es lediglich an der Betreuungssituation Zuhause scheitert und das Lernen ansich kein Problem darstellt, sollten seperate Räumlichkeiten, ob in der Schule oder anderen Gebäuden, mit einer Betreuung und digitaler Zuschaltmöglichkeit bereitgestellt werden. Damit könnten die Schülerinnen und Schüler, die wirklich auf Präsenz angewiesen sind, besser gefördert werden und gleichzeitig wäre durch kleinere Gruppen ein besserer Schutz der Gesundheit gewährleistet. Kontaktreduzierung sollte möglich sein, wir dürfen aber auch die Kinder aus bildungsfernen Familien nicht vergessen. Im Jahrgang unseres Grundschülers mussten 19 Kinder aus zwei Klassen das Schuljahr wiederholen. Damit wurde sein Jahrgang eingliedrig, was eine größere Klasse bedeutet. Suboptimal in vielerlei Hinsicht.
Sehe ich auch so! Ich denke es gibt genügend Ressourcen um das Thema voranzubringen. Aber es fehlt der Mut von Verwaltung und KMK vielfältige Ansätze zuzulassen, pragmatisch digitale Lösungen auszuprobieren und aktiv Hilfe von Eltern und Unternehmen einzufordern.